Gemalt und gezeichnet habe ich schon immer gerne, aber ein einschneidendes Erlebnis hatte ich als ich Anfang Zwanzig war und in einem Lebensabschnitt steckte, in dem es mir nicht so gut ging und mir Orientierung fehlte.
Gespräche mit Freunden halfen, für einen Moment. Aber ich kam meinem Problem nicht auf die Spur.
Bis ich an einem Samstagabend, ausgestattet mit Papier, Zeichenstift und meinem damaligen Lieblingslied in Dauerschleife, es mir in meiner Wohnung gemütlich gemacht hatte. Was ich zeichnen wollte, wusste ich nicht.
Ich fing einfach an.
Völlig gedankenverloren und ohne Sinn für Raum und Zeit zeichnete ich die ganze Nacht. Als die Sonne aufging, war das Bild fertig. Erst jetzt realisierte ich, was vor mir auf dem Papier war.
Ich konnte in diesem Moment nichts damit anfangen, ich wusste nur, dass es scheußlich war.
Kein schönes Bild zum Aufhängen.
Aber ich habe es mir immer und immer wieder angeschaut und ein paar Tage später verstand ich plötzlich, was die Zeichnung mir sagen wollte. Jedes kleine Detail konnte ich für mich interpretieren und gab mir Hinweise für meine momentane Problematik. Die Scheußlichkeit verschwand auf einmal aus diesem Bild und ich fühlte mich beim Anblick meines Werkes „leicht“ und euphorisiert. Dank meiner Erkenntnis bekam ich eine andere Perspektive auf mein Thema und das brachte mich dazu eine neue Richtung einzuschlagen.
Ohne es zu wissen, hatte ich meine erste kunsttherapeutische Einheit und erlebte das, was mein Regensburger Dozent in der Kunsttherapie als den magischen Moment beschreibt.